Vorwiegend heiter bis boshaft: Spitznamen in der Literatur
Aus vielen, vielen Büchern hat der Literaturprofessor Guido Fuchs in 18 Kapiteln Beispiele für Spitznamen zusammengetragen, geordnet und erläutert. Dazu gehören z.B. Lehrer oder Familienmitglieder und ihre Spitznamen. Da fällt einem gleich Professor
Unrat bei Heinrich Mann ein oder das "Mielein", wie die Kinder von Katja und Thomas Mann ihre Mutter nannten. Boshaft gemeint war der Spitzname "Pole Poppenspäler" in der gleichnamigen Novelle von Theodor Storm. Fast freundlich dagegen klingt es in Martin Walsers Roman "Tod eines Kritikers", wenn dort der Literaturprofessor Silberfuchs als Silbenfisch angesprochen wird. Es gibt auch Spitznamen, die eigentlich Ehrennamen sind, wie Theodor Storm in der Erzählung "Carsten Curator" darlegt; denn der gleichnamige Held kümmert sich um Schutzbefohlene. In der Sammlung kurzer Geschichten unter dem Namen "Der Geist der Mirabelle" von Siegfried Lenz dienen Spitznamen als Namenszusatz, womit sich die vielen Leute mit dem Familiennamen Feddersen voneinander abheben. Es gibt sogar ererbte Spitznamen. Ja, es kann zum Problem werden, keinen Spitznamen zu haben! Darunter leidet z.B. der Schüler Maik Klingenberg in Wolfgang Herrendorfs Roman "Tschick". Besonders lebendig wird die Darstellung, wenn der Autor aus seinem reichen persönlichen Erfahrungsschatz berichtet. Natürlich hat er auch ein Autorenregister und eine umfangreiche Zusammenstellung der herangezogenen Bücher beigegeben. Für Literaturfreunde ein hübsches Vademecum mit einigen Schwarzweiß-Bildern, meist Karikaturen.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Vorwiegend heiter bis boshaft: Spitznamen in der Literatur
Guido Fuchs
monika fuchs (2022)
253 Seiten : Illustrationen
fest geb.