Borgo Sud

Die Ich-Erzählerin lebt nach ihrer gescheiterten Ehe mit Piero, dessen Homosexualität sie erst spät erkannt hat, in Grenoble und unterrichtet an der dortigen Universität Literatur. Als sie erfährt, dass ihre Schwester Adriana in ihrer Heimat Pescara Borgo Sud vom Balkon gestürzt ist und im Koma liegt, kehrt sie zurück nach Borgo Sud, einem Vorort von Pescara. Während der Zugfahrt erinnert sie sich an ihr eigenes und an Adrianas Leben: die enge Beziehung der beiden so unterschiedlichen Schwestern, die eine gebildet, solide, bürgerlich; sie braucht Ordnung in ihrem Leben; die andere mit abgebrochener Schulbildung, unvorhersehbar, sprunghaft, von Gefühlen geleitet, exzentrisch. Beide fühlen sich "verwaist", da ihnen elterliche Nähe fehlt, und so haben sie sich früh an einen Mann gebunden: Die Ich-Erzählerin an den Zahnarzt Piero, dessen geheimes Leben sie nicht wahrhaben wollte, Adriana an den Fischer Rafael, von dem sie einen Sohn hat und von dem sie sich immer wieder getrennt hat. Die Menschen vom Borgo Sud glauben nicht an Adrianas versehentliches Fallen und die Ich-Erzählerin versucht herauszufinden, was wirklich geschah. So entsteht eine emotionale Spannung, die nicht gänzlich gelöst wird. Die Erinnerungen sind eingebettet in die Atmosphäre des Borgo und in großartige Landschaftsschilderungen. Sehr empfehlenswert.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Borgo Sud

Borgo Sud

Donatella Di Pietrantonio ; aus dem Italienischen von Maja Pflug
Verlag Antje Kunstmann (2021)

222 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 606848
ISBN 978-3-95614-454-7
9783956144547
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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