Wider die Kunst

Im Gegensatz zum hochgelobten Vorgängerroman des bekannten norwegischen Autors ("Wider die Natur": BP/mp 15/383) erzählt dieser Text keine konsistente Geschichte. Zwar sind auch hier Schicksalsschläge zu verkraften (vor allem der Tod der Mutter Wider die Kunst und der Ehefrau), aber sie sind nicht die handlungsbestimmenden Ereignisse. Es ist also ein sehr offener Text, in dem der Protagonist, offenbar ein Alter Ego des Autors, in lockeren Assoziationen und meist unchronologisch sein Leben Revue passieren lässt und dabei den emotionalen Knotenpunkten seiner eigenen und seiner Familiengeschichte nachspürt. Immer wieder, und verstärkt gegen Ende des Textes, reflektiert der Autor über die Schwierigkeiten des Schreibens und den Zusammenhang zwischen Leben und künstlerischer Produktivität: "vielleicht bewirkte eben diese erste Wunde, dass ich es endlich schaffte, einen Roman zu schreiben" (S. 178). Lyrische, essayistische, meditative und erzählerische Passagen wechseln einander ab. Immer spürt man den Kunstwillen des Autors: "Ich bekam die Sprache in den Griff, meine Sprache bekam eine Form, und aus dieser Form wurden, wie wenn wir Figuren aus Lehm oder Erde bilden, Hände und Füße erschaffen, Körper und Gesichter, Sätze und Worte, sie wirkten glaubwürdig" (S. 159). Keine Allerweltslektüre - für ambitionierte Leserinnen und Leser. (Übers.: Hinrich Schmidt-Henkel)

Wider die Kunst

Wider die Kunst

Tomas Espedal
Matthes & Seitz (2015)

192 S.
fest geb.

MedienNr.: 805367
ISBN 978-3-95757-137-3
9783957571373
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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