Wider die Natur

Ein 48-jähriger Schriftsteller (offensichtlich das alter Ego des norwegischen Autors) blickt in Momenten der tiefsten Depression zurück auf sein Leben, insbesondere auf sein Liebesleben, das er nur noch als eine Kette des Scheiterns begreifen kann. Wider die Natur Als "alter Mann", und damit setzt der Roman ein, verliebt sich der knapp 50-Jährige in der Silvesternacht in eine deutlich jüngere Frau. "In dem Augenblick, als er sie sah, hatte er sein eigenes Alter vergessen." (S. 8) Was für Janne den Reiz einer ersten stürmischen Liebeserfahrung - verbunden mit Neugier, Angst und Begehren - hat, wird ihm zu einer existenziellen Erschütterung, gerade weil er sofort spürt, dass ihre Beziehung "wider die Natur" und nicht von Dauer sein kann. "Ich kann dich nicht wiedersehen", sagt sie. (S. 24) "Der furchtbare Altersunterschied", schreibt sie. (S. 170) Seine unheilvolle Liebe spiegelt sich u.a. im Schicksal von Abaelard und Héloise, deren Briefwechsel mehrfach beinahe übergangslos in den Text hineinmontiert ist. Anders als bei dem berühmten mittelalterlichen Liebespaar, das am Ende sogar nebeneinander begraben wird, wendet sich Janne alsbald von Tomas ab. Alles das stürzt ihn in tiefe Verzweiflung. Er verfällt zunehmend physisch und psychisch. - Die phasenweise disparate, wegen diverser Einschübe und literarischer Anspielungen zuweilen fragmentarisch wirkende Darstellung mag den an lineares Erzählen gewöhnten Leser anfangs befremden, ist aber der Irritation des Protagonisten, seinem am Ende völligen Außer-sich-Sein genau angemessen. Trotz eines in den erzählenden Passagen wortkargen kühlen Erzählstils, ein ergreifender, aber auch deprimierender Text vom kurzen Glück der Liebe und von ihrem Scheitern. (Übers.: Hinrich Schmidt-Henkel)

Wider die Natur

Wider die Natur

Tomas Espedal
Matthes & Seitz (2014)

180 S.
fest geb.

MedienNr.: 405681
ISBN 978-3-88221-188-7
9783882211887
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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