Totenwelt

Am 7. Mai 1945 wird in Flensburg die Leiche eines SS-Offiziers gefunden. Jens Druwe (s. oben) ist inzwischen zum Kriminalkommissar ernannt worden und soll die Ermittlungen leiten. Und während die Hauptstadt in Trümmern liegt und der Führer "gefallen" ist, versucht Großadmiral Dönitz mit seinen Gefolgsleuten von Flensburg aus, die Geschicke des Deutschen Reichs zu leiten und der Kapitulation zu entgehen. Die Briten sind im Norden angekommen und so muss Druwe versuchen, mit und zwischen den Besatzern und NS-Verantwortlichen zusammenzuarbeiten und zu vermitteln. Beinahe jeder versucht in diesen Tagen, seine Weste möglichst weißzuwaschen und sich und die eigene Position im Dritten Reich möglichst klein- und herunterzureden. Nach einem von Druwe arrangierten Treffen zwischen einem britischen Captain und einem deutschen Geheimnisträger sind beide tot. Und so gerät Druwe selbst ins Fadenkreuz … Wieder gelingt es Michael Jensen, das Elend und den Wahn des Nationalsozialismus innerhalb weniger Tage im Frühjahr 1945 zu erzählen. Und wenn am 8. Mai der Krieg zu Ende geht, dann herrscht noch lange nicht Frieden. Nicht im Land und nicht in Druwe selbst, denn seine Kriegserlebnisse und seine Beteiligung an Grausamkeiten im Osten holen ihn immer wieder ein. Äußerst beklemmend sind auch die Texte von Liedern aus den Konzentrationslagern, die zwischen den einzelnen Kapiteln stehen. Die mehr als zehnstündige ungekürzte Lesung von Rolf Berg ist wieder großartig. Er gibt dem gebrochenen Ermittler, den Zeitgenossen und der Situation den richtigen Ton. Sehr zu empfehlen.