Sommerhaus am See
Der britische Autor Thomas Harding erzählt anhand der Geschehnisse in einem kleinen Holzhaus am Stadtrand von Berlin die Stationen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. 1927 errichtete sein Urgroßvater, der jüdische Arzt Alfred Alexander, das Haus für seine Familie, die nach der Machtergreifung durch die Nazis nach London fliehen musste. Das Haus wurde von der Gestapo weiterverkauft und blieb bis zum Tod des letzten Bewohners 1999 erhalten. Nach 14 Jahren des Verfalls wurde es vom Autor und Urenkel des Erbauers wiederentdeckt und renoviert und ist heute ein Bildungshaus und Denkmal des Landes Brandenburg. Das Bilderbuch erzählt die Geschichte des Hauses kindgerecht und lässt es als stummen, aber nicht unbeteiligten Zeitzeugen die Vergangenheit Revue passieren. Die Bilder erinnern an Foto-Collagen und deuten die Gesichtszüge der Menschen nur schemenhaft an, wodurch ein großer Interpretations- und Identifikationsspielraum entsteht. Die Bilder sind teilweise recht düster, wechseln sich aber immer wieder auch mit hoffnungsvollen und unbeschwerten Szenen ab. Inhaltlich schafft das Buch viele Anknüpfungspunkte, um mit Kindern über die deutsche Geschichte ins Gespräch zu kommen, man braucht jedoch selbst das entsprechende Hintergrundwissen, um dann auch kompetent antworten zu können. Insgesamt ein anspruchsvolles, gelungenes Kinderbuch, das sich gut in der Bildungsarbeit einsetzen lässt.
Vanessa Görtz-Meiners
rezensiert für den Borromäusverein.
Sommerhaus am See
Thomas Harding ; illustriert von Britta Teckentrup ; aus dem Englischen von Nicola T Stuart
Verlagshaus Jacoby & Stuart (2020)
[48] Seiten : farbig
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 6