Gegen mein Gewissen
In ihrer ersten Graphic Novel porträtiert Zeichnerin Hannah Brinkmann ihren Onkel Hermann, der für seine pazifistische Haltung in den Tod ging. Schon in den 60ern lehnte der Junge das von Vater und Onkel praktizierte Hobby der Jagd als Tötungsakt kategorisch ab. Als er in den 70ern zum Wehrdienst einberufen werden sollte, stellte der Jugendliche einen Verweigerungsantrag. Doch sowohl bei der mündlichen Verhandlung als auch in der Berufung lässt man seine Argumente nicht gelten. Eine Flucht nach Berlin kommt für Hermann nicht in Frage. Nachdem man ihn zum Wehrdienst einzog, reagierte der sensible junge Mann zunächst mit Depressionen. Schließlich entschied er sich konsequent für die Selbsttötung. Hannah Brinkmann setzt Hermanns Hobby der Insektenkonservierung ebenso als Metapher für seine zunehmende Isolation ein wie für surreale Einlagen. Für den Zeitkolorit nutzt sie Verweise auf Pop- und Protestsongs sowie Zeitungsausschnitte. In der statisch-stilisierten Grafik erkennt man die Handschrift ihrer Grafikdozentin Anke Feuchtenberger. Brinkmann gelang eine stimmige Studie zum Generationenkonflikt der Nachkriegsära und ein klarer Appell für Pazifismus.
Gregor Ries
rezensiert für den Borromäusverein.
Gegen mein Gewissen
Hannah Brinkmann
avant-verlag (2020)
231 Seiten : farbig
fest geb.