Ein Hund mit Flügeln
Plakativ steht auf dem Cover der Name des berühmten und beliebten Kinderbuchautors, in zwei Zeilen: PAUL MAAR; darunter schwebt ein herziges, hübsch gezeichnetes, geflügeltes Hündchen, von dem eine der kleineren Geschichten handelt. Nicht ein "Roman" wird vorgelegt, wie es in der Ankündigung heißt, das Sammelsurium unterschiedlicher Texte aus einem Autorenleben spiegelt aber durchaus Lebenssituationen Paul Maars aus unterschiedlichen Jahrzehnten wider, in denen er literarische Texte unterschiedlicher Gattung (und auch unterschiedlicher Qualität!) produziert hat - und die erst jetzt einem erwachsenen Lesepublikum dargeboten werden. "Erfundenes und Erlebtes" ist versammelt, oft in Mischform, weil der Autor generell gerne ins Unklare, Überraschende, Verwirrende, Spinnöse, Verrückte abweicht (und vielleicht ins Normale zurückkommt). Es kann aber auch sein, dass sich manches Verrückte als normal erweist und dahinter eine beklemmende Wirklichkeit geschildert wird. - Angenehm zu lesen und beglückend sind die zehn ausgewählten Gedichte, verteilt auf das ganze Buch. Einzelne Geschichten, Dialoge sind vordergründig, nicht sonderlich witzig, andere hingegen mit Sinn auch für Besonderheiten einer Alltagssituation, einer Stadt oder eines Landes. Und in der längsten aller Geschichten, "Robinson" gerät der Leser in eine völlig neue Situation, jenseits von Daniel Defoe, die in ihrer Ungewöhnlichkeit dennoch überzeugt. Es gibt viele Maar-Leser, die den Autor in all seinen Texten außerordentlich schätzen, und andere, die da und dort ihre Wertschätzung einschränken. In jedem Fall: Ein reizvolles Buch.
Hardy Scharf
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ein Hund mit Flügeln
Paul Maar
S. Fischer (2022)
175 Seiten : Illustrationen
fest geb.