Junge mit schwarzem Hahn
Ein Maler kommt in ein archaisches Dorf, um ein Altarbild zu fertigen, doch die tumben Dorfältesten finden den Kirchenschlüssel nicht. Der 11-jährige Martin beobachtet die Szene und beschließt, am Ende des Winters mit dem Maler fortzugehen aus dem Dorf, in das er nicht passt, weil er zu klug und zu mitfühlend ist. Martin war drei, als sein Vater aus Verzweiflung vor dem Schuldeneintreiber die restliche Familie erschlagen hat. Die Dörfler überließen den Jungen weitgehend sich selbst. Martins ständiger Begleiter und Beschützer ist ein schwarzer Hahn, der ihm nicht von der Seite weicht. Die anderen sind abergläubisch und halten ihn für den Teufel. Martin ist zupackend und unerschrocken. Eines Tages wird er Zeuge, wie ein Reiter einer Bäuerin die Tochter aus der Hand reißt und mit sich nimmt. Martin will den Mythos vom Reiter, der Kinder stiehlt, aufklären und zieht mit dem Maler hinaus in die Welt. - Der Debütroman der Bühnenbildnerin Stefanie vor Schulte ist eine Heilsgeschichte in archaischem Gewand. Die Lebensumstände der Personen sind düster und apokalyptisch. Doch mit Martin, dem niemand Mut und Mitgefühl beigebracht hat, kommt Hoffnung in die Welt. - Ein Roman, der Fragen aufwirft und sich für Gesprächskreise eignet.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Junge mit schwarzem Hahn
Stefanie vor Schulte
Diogenes (2021)
222 Seiten
fest geb.