Sein Sohn
Louis Chabos wird als Neugeborener zur Zeit der napoleonischen Kriege im Waisenhaus eines Mailänder Frauenklosters abgegeben, die Unterhaltskosten für 18 Jahre bezahlt. Bis zum Eintritt in Napoleons Armee kämpft er sich durchs Leben. Die Zeiten
als Diener eines Adligen und als Gefängnisnachbar eines Jahrmarktbetrügers lehren ihn Formen des Selbstrespekts und Präsentation vor anderen. So besteht er die Musterung und überlebt den Rückzug nach dem Marsch auf Moskau. Danach, mit verkrüppelter Hand, will er sterben, wenn da nicht die Sehnsucht wäre, Mutter und Vater zu finden. Spärliche Daten erhält er im Frauenkloster. Dank eines väterlichen Weinhändlers am Schweizer Lebensort der verwirrt angetroffenen Mutter baut er sich eine bürgerliche Existenz auf. Nach dem Tod des Händlers findet er Hinweise auf seinen Vater. Diesen geht er nach, verlässt seine Familie und gerät in Paris in die Zeit der ausgebrochenen Cholera-Epidemie. - Eine scheinbar leichtfüßig geschriebene Lebensgeschichte, die dem Elend mittelloser Menschen und ihrer ruhelosen Energie zur Weiterentwicklung nachspüren lässt. Durch die nicht mehr als vierseitigen, handlungsreichen (105) Unterkapitel auch für weniger ausdauernde Leser:innen sehr geeignet.
Rolf Pitsch
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Sein Sohn
Charles Lewinsky
Diogenes (2022)
368 Seiten
fest geb.