Täuschend echt
Ein Mann suhlt sich in Selbstmitleid: Seine Karriere als Werbetexter läuft eher mittelmäßig, und nun hat ihn auch noch seine Freundin verlassen, nicht ohne vorher sein Konto abgeräumt zu haben. Was tun, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen?
Mithilfe eines Chatbots erfindet er (bzw. die KI ...) eine junge afghanische Frau und schreibt ihre traurige (natürlich ebenfalls erfundene) Geschichte. Wider Erwarten wird das Buch zum Renner. Selbst ein bekannter TV-Kritiker möchte das Buch in seine Sendung holen. Dafür will er aber die Autorin interviewen, die es gar nicht gibt. – Der Autor (zuletzt "Rauch und Schall") hinterfragt hier sehr unterhaltsam und humorvoll, welche Rolle das "richtige" Schreiben in einer Welt der künstlichen Intelligenz noch hat und zukünftig haben kann. Besonders interessant ist, dass typographisch abgesetzt tatsächlich KI-generierte Passagen eingeflochten sind. Wer erkennt da noch den Unterschied? Empfehlenswert für alle Büchereien.
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.

Täuschend echt
Charles Lewinsky
Diogenes (2024)
341 Seiten
fest geb.