Rauch und Schall

"Goethe hatte Hämorrhoiden." Mit diesem Satz beginnt der neue Roman des Schweizer Schriftstellers Charles Lewinsky und er ist bezeichnend für sein Konzept: Die Fallhöhe ist beträchtlich und lässt einen sofort innerlich schmunzeln, wenn ein Genie Rauch und Schall wie Johann Wolfgang von Goethe sich mit profanen Problemen herumplagen muss. Was den Geheimrat in dieser historischen Fiktion am meisten quält, ist die Tatsache, dass er, der größte deutsche Dichter, an einer Schreibblockade leidet und keinen Vers mehr zu Papier bringt. Als ihm sein ungeliebter Schwager Vulpius aus der Patsche hilft, entspannt sich ein verzwicktes Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden Männern. Goethes Lebensgefährtin Christiane tritt als bodenständige Vermittlerin auf. Dabei geht es zu wie in einem lustigen Bauerntheater: Von Lügen und Verrat, einem verhinderten Stelldichein, einem chaotischen Begräbnis bis hin zu einer handfesten Schlägerei ist alles dabei. - Den geschichtlichen Rahmen hat Lewinsky für dieses Buch akribisch recherchiert. Sein historisierender Sprachduktus und die vielen eingestreuten Zitate lassen uns als Zeitreisende unmittelbar in die Weimarer Klassik eintauchen. Ein höchst unterhaltsamer literarischer Spaß, bei dem man auch noch einiges über die Gepflogenheiten dieser Zeit erfährt.

Franziska Knogl

Franziska Knogl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Rauch und Schall

Rauch und Schall

Charles Lewinsky
Diogenes (2023)

295 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 616293
ISBN 978-3-257-07259-4
9783257072594
ca. 25,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.