Anleitung ein anderer zu werden

Eddy Bellegueule wird zu Beginn der 90er Jahre in eine kinderreiche Familie in der französischen Provinz geboren. Für regelmäßige Mahlzeiten fehlt häufig das Geld. Schon früh spürt das Kind, dass es sich zu Jungen hingezogen fühlt. Ausgrenzung, Spott und Gewalterfahrungen lassen Eddy nach einem Ausweg suchen. Als er in der Schule an einer Theater-AG teilnimmt, entdeckt die Lehrerin sein Talent. Der Junge darf in Amiens das Gymnasium besuchen. Dort begegnet er einer fremden Welt. Er freundet sich mit seiner Mitschülerin Elena an, in deren Elternhaus er mit Literatur, Kunst und klassischer Musik in Kontakt kommt. Bei einer abendlichen Lesung lernt er den Philosophen Didier Eribon kennen, der fortan sein Förderer wird. - Édouard Louis hat bereits in seinen vorherigen Büchern über sich und seine Eltern geschrieben. In seinem neuen autofiktionalen Roman schildert er seine Verwandlung vom Kind aus prekären Verhältnissen zu einem wohlhabenden Autor, von Eddy zu Édouard. Aus der Distanz blickt er zurück: auf Freundschaften, erste homosexuelle Erfahrungen, seine Jahre in Amiens und später in Paris. Der Ich-Erzähler richtet sich im Text an seinen Vater, dem er seine Wandlung erklären möchte. Als Aufsteiger schämt er sich für die Entfremdung von seinem Herkunftsmilieu. Mit jeder neuen Etappe hofft Édouard verzweifelter, Sicherheit und Frieden zu finden. Eine ergreifende Selbstanalyse. Sehr lesenswert!