Goya
Der Kunsthistoriker Werner Busch hat sich auf die Spuren der neueren Forschungen in der spanischen Kunstgeschichte begeben und legt mit seinem schmalen Buch eine neue und differenzierte Sicht der Bilder Goyas nahe. Gemeinhin wird Goya, der 1746 bis 1828 lebte, als sogenannter Bekenntniskünstler gesehen. Seine drastischen Darstellungen von Krieg und Gewalt fordern das Bekenntnis zum humanistischen Denken heraus. Busch sieht das Werk Goyas differenzierter und stellt dies in dem vorliegenden Buch beispielhaft mit verschiedenen Werkbetrachtungen dar, indem er persönliche und politische Umstände in die Interpretation einbezieht. Goya stand auf dem Boden der liberalen spanischen Verfassung, wusste aber um die ständigen Gefährdungen derselben. Goyas ambivalente Haltung den politischen und gesellschaftlichen Ereignissen gegenüber aufzuzeigen, indem die Konsequenzen der politischen und sozialen Entwicklung im individuellen Werk aufgespürt werden (vgl. S. 6), ist noch eine ungewöhnliche Herangehensweise an Goyas Werk. Der Autor vertritt die These, dass Goyas Verdienst gerade darin bestand, zu Beginn des bürgerlichen Zeitalters mit künstlerischen Mitteln die Diskrepanz zwischen der Vernunft einer aufgeklärten Zeit und ihrer ständigen Gefährdung aufzuzeigen. In seinen Bildern werde dargestellt, dass diese Vernünftigkeit in jedem Einzelnen jederzeit in Gewalt und Hass umschlagen könne. Spezialisierten Beständen zu empfehlen.
Lioba Speer
rezensiert für den Borromäusverein.
Goya
Werner Busch
Beck (2018)
C.H. Beck ; 2520 : Wissen
128, [16] S. : Ill. (z.T. farb.)
kt.