Abels letzter Krieg

Abel Kaplan arbeitet an einer islamischen Schule in Amsterdam. Ursprünglich als Geschichtslehrer angestellt, entfremdet er sich nach einiger Zeit von allem und jedem und lässt sich in die Verwaltung versetzen. Der 49-Jährige fühlt sich ausgebrannt, Abels letzter Krieg von seiner Frau Eva, für die er zum Judentum konvertiert ist, lebt er getrennt und zum Schreiben an seinem "Einen großen Buch" fehlen ihm momentan die Worte. Zum Glück gibt es Judith, mit der ihn nicht nur gelegentliche erotische Treffen verbinden, sondern die ihm auch moralische Stütze ist. Über Judith kommt er an das Tagebuch von deren Großvater, der als Lagerinsasse in Auschwitz seine Erlebnisse niedergeschrieben hatte. In diesen Notizen findet er dann auch das Thema für sein Buch: die Lehren aus der Vergangenheit ziehen und sich gegen eine Gesellschaft stemmen, die Antisemitismus, Ausgrenzung und Verfolgung zulässt. Adam beginnt wieder zu schreiben, und was am Schreibtisch beginnt, setzt sich fort in seinem Leben, er wird aktiv. - In seinem neuen Roman zieht Daan Herma van Voss, einer der wichtigsten jüngeren Autoren der Niederlande, Parallelen zwischen den Pogromen im Dritten Reich und der Gegenwart - brandaktuell in einer Zeit, in der fremdenfeindliche und antisemitische Gruppierungen wieder Zulauf finden. Der Autor, ein Erzähler von Format, erzählt seine Geschichte spannend, atmosphärisch dicht und mit großem Einfühlungsvermögen. Auch wenn das Handeln seines Protagonisten manchmal reichlich naiv und unlogisch ist, zieht einen das Buch in seinen Bann. Für Leser psychologisch motivierter, zeitgeschichtlich-gesellschaftskritischer Stoffe. (Übers.: Gregor Seferens)

Günther Freund

Günther Freund

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Abels letzter Krieg

Abels letzter Krieg

Daan Heerma van Voss
Dt. Taschenbuch-Verl. (2018)

380 S.
fest geb.

MedienNr.: 595075
ISBN 978-3-423-28968-9
9783423289689
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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