Die digitale Seele
Die Filmemacher ("Cleaners") und Autoren (s. "Digitale Drecksarbeit", BP/mp 18/226), in deren Werken es um die "Säuberung" gewalttätiger und pornographischer Online-Inhalte ging, greifen hier ein weiteres Thema im Bereich des Digitalen auf. Kann
der Tod durch die Fortschritte maschinellen Lernens überwunden werden? Was in den Romanen "Otherland" (s. BP 99/160) von Tad Williams noch düstere Dystopie ist, scheint möglich zu werden: Sie begeben sich auf eine Reise ins digitale Jenseits und ihre Betrachtungen kreisen um Fragen wie "Was bleibt nach dem Tod, Daten oder eine Seele?" oder "Was passiert mit den Menschen, wenn die letzte große Gewissheit der eigenen Sterblichkeit aufgehoben wird?" Soll hier ein alter Mythos neu umgesetzt werden? Die spannenden Themen Künstliche Intelligenz und menschliches Bewusstsein werden gut und anschaulich beschrieben und regen zum Nachdenken über positive oder negative Entwicklungen an. Ab mittleren Büchereien gerne empfohlen.
Michael Müller
rezensiert für den Borromäusverein.

Die digitale Seele
Moritz Riesewieck, Hans Block
Goldmann (2020)
592 Seiten
fest geb.