Sturmvögel

Keinen Abenteuerurlaub, sondern einen realen, lebensbedrohlichen Kampf mit der Gewalt des eisigen Meeres erleben die Matrosen auf dem isländischen Trawler „Mávur" („Möve“). Die Fahrt beginnt ruhig und trotz minus 5 Grad fast entspannt. Ziel Sturmvögel ist das Meer um Neufundland, 1.200 Seemeilen von Island entfernt, wo es von Rotbarschen nur so wimmelt. Lárus, mit 18 Jahren der jüngste Matrose, ist anfangs voll freudiger Erwartung und plant, den späteren Lohn seiner kränklichen Mutter und dem kleinen Bruder zukommen zu lassen. Beim Abschiednehmen im Hafen sorgt und ängstigt sich die Mutter, der Vater dagegen ist stolz. In noch ruhiger See ist zunächst sogar Zeit, Lesestoff aus der Schiffsbibliothek zu verschlingen. Bald danach jedoch nimmt die Sturmkatastrophe ihren Lauf. Das hereindrückende und schlagende Meerwasser gefriert sofort zu Eis. Es muss sofort mit Eisäxten weggeklopft werden, sonst droht das Schiff in diesem Himmelfahrtskommando zu sinken. Angst macht sich breit, manche beten und flehen zu Gott, ein Funker will mit umgebundener Krawatte und ein Koch wenigstens nicht mit leerem Magen vor den Schöpfer treten. Schließlich naht die Rettung in Gestalt der „Poseidon“. - Einar Kárason erzählt einfühlsam, oft aus der Perspektive des 18-jährigen Lárus. Die Stressatmosphäre sowie das Seelenleben dieser Unglücklichen sind gut eingefangen. Man lernt viel über die Arbeit auf einem Fangschiff inmitten der gewaltigen Natur. Wenn der/die Leser/-in wieder mal delikaten Rotbarsch genießt, könnte er/sie ergänzend an diese eindrucksvolle, abenteuerliche Romanschilderung des vielfach ausgezeichneten isländischen Autors denken.

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Sturmvögel

Sturmvögel

Einar Kárason ; aus dem Isländischen von Kristof Magnusson
btb (2021)

141 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 605883
ISBN 978-3-442-75939-2
9783442759392
ca. 18,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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