Schlaflose Nacht

Seit Jahren pflegt die Ich-Erzählerin in Nächten, in denen sie nicht schlafen kann, aufzustehen und Kuchen zu backen. Das Umherwandern bringt sie zur Ruhe, wenn ihre Gedanken wieder um den unbegreiflichen Selbstmord ihres Mannes Ton kreisen, mit Schlaflose Nacht dem sie nur vierzehn Monate verheiratet war. Um die sie jetzt umgebende tiefe Stille zu umschiffen, trifft sie sich per Kontaktanzeige mit Fremden. Die Idee dahinter ist, den Tag mit Erzählen zu verbringen; das ist anstrengend mit einem Unbekannten, macht müde und lässt sie in der umarmenden Wärme des Mannes entspannen. Doch in dieser Nacht findet sie keinen Schlaf. - Verschiedene Zeitebenen greifen in den Erinnerungen der Erzählerin ineinander. Immer denkt sie im Schatten des Fremden ihren Mann Ton mit, wie auch in Tons Kindheit im Schatten der Stiefmutter immer die tote Mutter spürbar gewesen ist. Dieses Überblenden der Personen überträgt sich auch auf den Leser, der manchmal etwas verwirrt ist, von wem jeweils die Rede ist, wenn die Erzählerin beim nächtlichen Kuchenbacken über den Tag mit dem Fremden nachdenkt und darüber, wie sie ihm von sich und Ton erzählt hat. - Die bereits 1989 zusammen mit zwei anderen Erzählungen erschienene Novelle über die Liebe und den Tod ist vor allem für LeserInnen geeignet, die sich gerne in die Gefühlswelten von Personen begeben. (Übers.: Helga van Beuningen)

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Schlaflose Nacht

Schlaflose Nacht

Margriet de Moor
Hanser (2016)

126 S.
fest geb.

MedienNr.: 828762
ISBN 978-3-446-25280-6
9783446252806
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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