Max
Max Ernst, einer der einflussreichsten deutschen Künstler des 20. Jh., Dadaist und Surrealist, war viermal verheiratet und hatte dazwischen noch weitere Liaisons. Die Reihe dieser sechs Frauen stellt Markus Orths in seinem Roman vor und bewegt sich dabei in poetisch reicher Sprache zwischen Kolportage und Seelenporträt. Zwischen den Frauen, die Orths mit teils großem Einfühlungsvermögen und viel Sachkenntnis schildert, schimmert immer wieder seine rätselhafte Titelfigur hindurch: jener Max Ernst, der sich als Autodidakt die Freiheit der Kunst eroberte, revolutionäre Ausdrucksformen fand, den Nazis noch entkommen konnte (während seine dato bereits geschiedene erste Frau im KZ umgebracht wurde) und die letzten Jahrzehnte seines Lebens an der Seite seiner letzten Frau, der Malerin Dorothea Tanning, in den USA und schließlich wieder in Frankreich verbrachte. Das Rätselhafte dieses stets erneuten Ringens um Liebe, Autonomie und Selbstverwirklichung in den so unterschiedlichen Persönlichkeiten seiner Frauen gestaltet Orths in spannender und geradezu intim eindrücklicher Weise. Sein Psychogramm des großen Künstlers, von dem er sagt, er sei "Selbstverliebtheit, die sich in Bescheidenheit sonnt" ist durch das Kaleidoskop dieser faszinierenden Frauengestalten und ihrer Schicksale für die Leser ein bereichernder Eindruck von der Welt des 20. Jahrhunderts und seiner Kunst. Besonders empfehlenswert für große Bestände und Kunstinteressierte.
Helmut Krebs
rezensiert für den Borromäusverein.
Max
Markus Orths
Hanser (2017)
572 S.
fest geb.