August
Zwei Paare, Richard und Stefanie und Vera und Alec, die sich lange schon aus Berliner Zeiten kennen, leben nun nach Familiengründung in New York und beschließen einen gemeinsamen Sommer auf Long Island zu verbringen. Richard verdient unüberschaubar viel Geld mit Immobilien und markiert den plakativen Gegenpol zu seiner Frau, die sich biologisch-ökologisch orientiert, was aber letztlich auch Attitüde einer hoch Privilegierten ist, die sich den Anschein des Natürlichen zulegt. Vera ist Ärztin und lobt die Freiheit, zu leben und zu denken, was man will, und ist klar und pragmatisch, was die Antipode zu ihrem Ehemann, einem Schriftsteller, bildet, der bei den Freunden auf Long Island einen Roman beginnen will. Es wird deutlich, dass Kreuzverbindungen gefälliger scheinen und die Beziehungen der Männer und Frauen untereinander Stoff für reichlich Spannung bietet. Ein Yogalehrer und Guru, dem nicht nur Stefanie verfällt und ihr Leben neu ausrichten will, ist Katalysator in einer Welt, die energiereich den Schein aufrechterhalten will, das Gute im Leben zu suchen und zu gestalten. Jedes Konzept erweist sich aber schließlich, wie auch metaphorisch der Guru, als Scharlatan. - Eine böse Satire auf eine Gesellschaft, deren Luxus es ist, auf diesen bewusst verzichten zu wollen und ihn sich doch in Perversion zu gönnen. Peter Richter legt den Finger auf die Wunde, ohne zunächst zu schmerzen; die Empfindlichkeit bleibt den Leser/-innen überlassen. Eine leicht zu lesende, an mancher Stelle etwas überspannte Geschichte.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
August
Peter Richter
Carl Hanser Verlag (2021)
251 Seiten
fest geb.