89/90

Zusammen mit der Pubertät kam für den Autor in der DDR die Zeit der Wende. Zunächst ist da noch das Leben unter dem Diktat der Sozialistischen Einheitspartei. Richter beschreibt, wie in der Pubertät kleine Freiräume genutzt und harmlose Aufmüpfigkeiten gepflegt wurden, nachdem er und seine Freund sich als Kinder noch ganz selbstverständlich der Partei-Autorität unterwarfen. Mit der scheinbaren grenzenlosen Freiheit nach dem Ende der alten Regierung begann, begann für viele eine Zeit der Orientierungslosigkeit und Anarchie. Einige folgten ultra-rechten, einige ultra-linken Parolen und beide lieferten sich immer wieder Schlägereien, die Richter mit Selbstironie, manchmal auch witzig verharmlosend beschreibt. Das Herantasten an die neue Freiheit zusammen mit dem Herantasten an das andere Geschlecht bestimmte nun das Leben der Jugendlichen. Angenehm ist die Art, wie Richter ohne Wertungen die Ereignisse witzig und gleichzeitig ernsthaft aus der Sicht eines Sechzehn-, Siebzehnjährigen beschreibt. Er trägt damit zum Verstehen der Menschen in den neuen Bundesländern bei. Gleichzeitig ist der Blick in unsere jüngste Vergangenheit auch für wenig Geschichtsinteressierte unterhaltsam und überall besonders für Jugendliche empfehlenswert.