Komplizinnen
Das Leben der Tänzerin Cléo wird in Episoden geschildert: Schon das kleine Mädchen träumt davon, ihrem provinziellen Mief zu entkommen und Karriere zu machen. Sie trainiert hart und schafft es, ins französische Fernsehballett zu kommen und danach
Revuetänzerin in Theatern wie bei den "Folies Bergères" in Paris zu werden. Doch während der Schulzeit, als 13-Jährige, gerät sie in den Bann von Cathy, einer Frau, die für eine Stiftung arbeitet, die angeblich Tanzbegabungen fördert, in Wirklichkeit aber „junges Fleisch“ an alte Männer vermittelt. Cléo bemerkt die Manipulation durch die raffinierte Cathy nicht; sie meint, viel von Cathy gelernt zu haben und hilft ihr, weitere Talente zu entdecken. Sie schwankt oft, welcher Weg der richtige ist, wird von Schuldgefühlen verfolgt. Was ist sie bereit, auf sich zu nehmen, um ihren Traum zu verwirklichen? Eine sehr eindringliche und schonungslose Darstellung des "Traumberufs" Tänzerin - welche Disziplin es braucht, um die ständigen Schmerzen zu unterdrücken, die schlechte Bezahlung und das Ausgenutztsein zu akzeptieren. Der französische Originaltitel trifft den Schwerpunkt des Romans ungleich präziser: chavirer = ins Wanken geraten. Sehr empfohlen zum aktuellen Thema der #MeToo-Debatte.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.

Komplizinnen
Lola Lafon ; aus dem Französischen von Elsbeth Ranke
Hanser Berlin (2021)
285 Seiten
fest geb.