Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte
Bei den Olympischen Sommerspielen 1976 in Montreal beeindruckte eine noch nicht mal 15-jährige rumänische Turnerin mit atemberaubenden Übungen und Eleganz die Zuschauer und die Preisrichter. Erstmals bei einem internationalen Turnwettbewerb gab
es die Note 10,0, die die Anzeigetafel gar nicht darstellen konnte. In den Medien gab es einerseits Bewunderung für die sportlichen Leistungen der ernsten Kindfrau, aber später formierte sich auch Kritik an fragwürdigen Methoden des Trainers Bela Karolyi. Die Schattenseiten des Hochleistungsports und seine politische Instrumentalisierung werden in dem Buch deutlich. 1989 floh Nadia Comaneci aus Rumänien in die USA, wo sie mit einem amerikanischen Turner verheiratet ist und noch heute lebt. Ihr Leben unter dem Ceaucescu-Regime in Rumänien war immer von Gerüchten umflort und auch Lola Lafon hat einiges davon in ihrem Roman verarbeitet. Was in diesem halb dokumentarischen Puzzle Wahrheit und was Erfindung ist, lässt sich nicht klar abgrenzen, deshalb bleibt das Buch auch ein Roman und ist keine Biographie! Vielleicht nicht für ein großes Lesepublikum von Interesse, aber hinterfragt Leistungssport kritisch und darum für größere Bestände geeignet. (Übers.: Elsbeth Ranke)
Marion Sedelmayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die kleine Kommunistin, die niemals lächelte
Lola Lafon
Piper (2014)
279 S.
fest geb.