Eine beiläufige Entscheidung
Lena, die junge Mutter, lässt ihr Kind zurück. Das Kind Konrad wächst vereinsamt im Internat auf. Aus beiden Perspektiven erzählt Maren Wurster jeweils die gleiche Geschichte; einmal von vorn und wenn man das Buch dreht, von hinten - oder umgekehrt. Beide Geschichten treffen sich in der Mitte des Buches. Die junge Mutter kann nicht mit ihrem Säugling umgehen, ist mit dem ständig schreienden Kind völlig überfordert und verlässt Vater Robert und den Sohn. Sie versteckt sich in einem Ferienhaus in einem Schrank. Und da ist die Geschichte des jungen Konrad, von seiner Mutter verlassen. Una und Robert kümmern sich um den Jungen, der Erfüllung in Holzarbeiten findet, sich bei einem Unglück den Daumen absägt. Er wächst als Therapiefall auf und ist mit Kaspar befreundet. In nüchterner Sprache mit sich überschneidenden Zeitebenen präsentiert die Autorin eine Art Experimentierroman über die Frage nach der Schuld: Vater, Mutter, die Situation, die Gesellschaft? Wo Lesende aktuelle Literatur nachfragen gut einsetzbar.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Eine beiläufige Entscheidung
Maren Wurster
Hanser Berlin (2022)
87, 69 Seiten
fest geb.