Der weiße Fels

In der Mythologie des indigenen Volkes der Wixárika in Mexiko ist ein bizarrer weißer Felsen vor der mexikanischen Pazifikküste der Beginn der Entstehung der Welt. Diesen Felsen macht die Autorin zum Angelpunkt im Leben von vier Protagonisten in Der weiße Fels vier verschiedenen Jahrhunderten: Da ist eine britische Schriftstellerin, deren Ehe am Ende ist und die mit Gatte und Kind zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 zu diesem Felsen reist, um ein Gelübde zu erfüllen. Der Felsen ist auch das Refugium von Jim Morrison, dem legendären Frontman der "Doors", der dorthin vor seinen Fans und der juristischen Verfolgung flieht. Zu Beginn des 20. Jh. werden zwei Schwestern des Volkes der Yoeme von hier von den Mexikanern in die Sklaverei entführt. Und 1775 soll ein Kapitänleutnant von hier mit drei Schiffen nach Norden fahren, um die dortige Welt für die Spanische Krone in Besitz zu nehmen. Was alle Geschichten miteinander verbindet: Es geht um den Konflikt zwischen zwei Kulturen, um die gewalttätige Zerstörung traditionellen Lebens durch die westliche Welt, aber auch um vier Menschen, die an diesem magischen Ort die Gelegenheit bekommen, ihr Leben neu zu definieren. - Anna Hope hat einen mitreißenden Erzählstil. Allerdings wirkt die vierfache Darstellung der brutalen Zerstörung bestehender Kultur durch die engstirnige westliche Zivilisation irgendwann doch ein wenig arg missionarisch. Dennoch aufgrund der erzählerischen Stärke der Autorin durchaus lesenswert.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der weiße Fels

Der weiße Fels

Anna Hope ; aus dem Englischen von Eva Bonné ; Illustrationen von Josie Staveley Taylor
Hanser (2023)

333 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 613919
ISBN 978-3-446-27626-0
9783446276260
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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