Berühre die Wunden
Vierzehn Essays über den Glauben im Zeichen der Verwundung: Wie ein Kreuzweg gehen diese Essays Stationen des Glaubens ab, des Glaubens an einen Gott, "der seine Wunden zeigen kann". Das Geheimnis der Liebe Gottes, der Glaube an den Auferstandenen, die verwundbare Gestalt der irdischen, nicht vollkommenen Kirche - Tomás Halík umkreist diese Themen des Glaubens von der Perspektive der Passions- und Ostererzählungen her und im fruchtbaren Dialog mit christlicher und jüdischer Theologie nach Auschwitz und mit der Kreuzestheologie Martin Luthers und mit verschiedenen Spielarten des Atheismus. Vielschichtig, auf den ersten Blick assoziativ, aber jeweils ein Thema stringent durchbuchstabierend und im Heute verankernd, ist dieser Band von der Sprache her sehr zugänglich, aber keine Lektüre für Nebenbei - hier sind die Leser gefordert, sich auf komplexe Gedankengänge und zunächst schroff erscheinende Themen einzulassen. Für religiös interessierte Leser/innen kann dieser Band gerade deswegen eine Bereicherung sein, weil er die Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Glaubens nicht zu billig ausverkauft, sondern herausfordernd und anspruchsvoll darauf eingeht.
Annette Jantzen
rezensiert für den Borromäusverein.
Berühre die Wunden
Tomás Halik
Herder (2014)
240 S.
fest geb.
Auszeichnung: Religiöses Buch des Monats