Talberg 1977
Nach "Talberg 1935" (BP/mp 22/112) und vor "Talberg 2022" legt Max Korn den zweiten Band seiner Trilogie vor. Drei Verbrechen in unterschiedlichen Zeiten bestimmen jeweils den Roman, alle ereignen sich im fiktiven Talberg in Niederbayern (der Autor selbst lebte eine Zeit lang in Thalberg). Maria wohnt in einem einsamen Haus im Wald. Der Förster muss ihren Hund erschießen. Die Tochter des Metzgers kommt zu ihr, um ein Abtreibungsmittel zu erhalten. Damit beginnt der Roman und nimmt allmählich Fahrt auf. Angesiedelt 1977 mit Rückblenden in die traurige, gewaltbestimmte Familiengeschichte stellt sich bald die Frage, welche Geheimnisse verbergen sich in der Familie und vor allem im verschlossenen Keller unter dem Waldhaus. Weitere Fragen tauchen auf: Wer kümmert sich jahrelang um die einsame Maria? Welche Rolle spielen die Zigeuner (der Autor nennt sie bewusst so), die jährlich in der Gegend erscheinen? Was ist mit Tante Bruni, vor 20 Jahren verstorben, die sich plötzlich brieflich meldet? Wer ist der junge Mann, der sich einen Pilger nennt, bei Maria auftaucht und genauso plötzlich verschwindet? Dazu gesellt sich noch Inspektor Göhring, der den Verschwundenen suchen soll. Max Korn zeichnet, eingebettet in eine Krimihandlung, ein düsteres Bild vom kargen ärmlichen Leben im Bayerischen Wald bis in die 70er Jahre. Gediegene Hausmannskost - aber die muss man erst einmal so hinbekommen. Allen Büchereien sehr empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Talberg 1977
Max Korn
Wilhelm Heyne Verlag (2022)
Die Talberg-Reihe ; [2]
380 Seiten
kt.