Das Geheimnis von Shadowbrook
Clara Waterfield leidet unter der Glasknochenkrankheit, die ihre Kindheit zu einem nicht enden wollenden Horrorszenario gemacht hat. Bücher, vor allem wissenschaftlicher Natur, halfen ihr bei der Bewältigung ihrer Gefangenschaft im eigenen Körper.
Sie ist 18 Jahre alt, als ihr Körper endlich stabiler wird, doch dann stirbt ihre geliebte Mutter. Diesen seelischen Kummer überwindet sie nur, indem sie eine Ausbildung zur Botanikerin in Kew Gardens macht. Im Sommer 1914 nimmt sie eine Stelle in Gloucestershire an, wo sie für den neuen Besitzer des prächtigen, aber renovierungsbedürftigen Landsitzes Shadowbrook ein repräsentatives Gewächshaus aufbauen soll. Doch jede Nacht hört sie merkwürdige Geräusche, im Haus gehen seltsame Dinge vor und das Personal benimmt sich eigenartig. Die rational denkende Clara ist nicht gewillt, an einen Geist zu glauben, doch dann erfährt sie die traurige Lebensgeschichte von Véronique, die auf Shadowbrook aufwuchs und sich das Leben nahm. Clara will unbedingt alles über sie erfahren und stößt dabei auf hartnäckiges Schweigen und verängstigte Andeutungen. - Der Roman spielt am Vorabend des Ersten Weltkrieges und zu einer Zeit, da Frauen zunehmend selbständiger wurden und begannen, vehement um Gleichberechtigung zu kämpfen. Die Aufklärung des nächtlichen Spuks ist zwar ausgesprochen profan, lässt aber sowohl Clara als auch die Leser/-innen staunend zurück und ist der Höhepunkt dieses spannend-unterhaltenden Romans, der an klassische "gothic novels" erinnert. Allen Büchereien empfohlen.
Susanne Steufmehl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das Geheimnis von Shadowbrook
Susan Fletcher ; aus dem Englischen von Marieke Heimburger
Insel Verlag (2019)
445 Seiten
fest geb.