Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte
Ende des 19. Jh. trifft Jeanne, eine Frau, die mit ihrem eintönigen Alltag hadert, auf den damals noch unbekannten Künstler Vincent van Gogh. Dieser wurde in die Nervenheilanstalt in Saint-Rémy eingewiesen, die Jeannes Mann leitet. Ab dieser Zeit
beginnt für Jeanne eine Zeit des Umbruchs. Sie stiehlt sich heimlich in die Anstalt, um van Gogh beim Zeichnen zu beobachten, um mit ihm zu reden, um aus ihrem Trott auszubrechen. Sie hat Sehnsüchte in sich und möchte auch die Beziehung zu ihrem Mann grundlegend ändern. Ganz nebenbei wird Jeannes Lebensgeschichte erzählt. In einer sehr detaillierten Weise wird die Landschaft von Saint-Rémy und auch die Gefühlswelt der Jeanne dargestellt. Fast kindlich erscheint die Beschreibung der Vorstellungsgabe der Jeanne. So stellt sie sich vor, wohin das Wasser fließt, das auf dem Erdreich ausgeschüttet wurde. - Das Buch ist hervorragend ins Deutsche übersetzt, so dass man gar nicht glauben möchte, dass es an einigen wenigen Stellen etwas hapert. Auch die Geschichte ist anfangs etwas langatmig. Aber wenn man erst mal in den Stil der Autorin hineingefunden hat, ist es wirklich ein Schatz. Wer also einen Einblick in die Zeit von van Gogh in seiner Zeit in Saint-Rémy, umhüllt von einer fast malerischen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Sprache, gewinnen möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Corinna Meierhöfer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Lass mich dir von einem Mann erzählen, den ich kannte
Susan Fletcher ; aus dem Englischen von Christel Dormagen
Insel Verlag (2023)
333 Seiten
fest geb.