Der Mann, der die Welt ordnete
Wer sich mit Botanik und auch mit der Zoologie beschäftigt, der kommt an Carl von Linné nicht vorbei. Er ist der Erfinder des sog. binären Systems, mit dessen Hilfe Pflanzen und Tiere mit zwei Worten benannt und zugeordnet werden können. Als der Botaniker Linné im 18. Jh. seine Systematik vorstellte, ging ein Aufschrei durch die Wissenschaft, denn er orientierte sich an den Sexualorganen der Pflanzen. Die einen waren begeistert, die anderen entsetzt, besonders Johann Georg Siegesbeck, ein Arzt und Professor der Botanik. Er wütete geradezu gegen Linné, der ein „unkeusches System“ erdacht habe und „Unzucht“ im Pflanzenreich vermute, musste aber erleben, wie sein Widersacher immer bekannter und sogar geadelt wurde. In diesem Roman setzt Meyer diese Feindschaft pointiert und ironisch in Szene. Zugleich erstellt er ein sehr lebendiges Bild von Linnés Leben und der Welt im 18. Jh., aber auch von der Selbstverliebtheit der Wissenschaftler. Empfehlenswert.
Ruthild Kropp
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Mann, der die Welt ordnete
Axel S. Meyer
Kindler (2022)
414 Seiten
fest geb.