Der beste Roman des Jahres
Der Literaturbetrieb, so sagt man bisweilen, ist ein Haifischbecken, in dem sich ehrgeizige Autoren, korrupte Lektoren und hyperaktive Kulturagenten tummeln, die sich um Preise, Stipendien und um all jene Gelegenheiten reißen, bei denen es materielles (Geld) und symbolisches Kapital (Ehre) zu gewinnen gilt. Genau davon handelt Edward Staubyns "Der beste Roman des Jahres", ein Roman über einen Roman, mitten im Literaturbetrieb. Gegenstand und gewissermaßen Held des Buches ist eben dieser "beste Roman des Jahres", ein Buch im Buch. Darum rankt sich eine munter erfundene Handlung. Der Autor des fiktiven Romans nämlich soll den begehrten Elysia Preis bekommen, eine - ebenfalls fiktive - Stiftung aus der Agrarwirtschaft. Um diesen Preis lässt Staubyn drei miteinander über mehrere Ecken verbandelte Hauptkandidaten in den Ring steigen, eine mannstolle Autorin, einen hoffnungsvollen Debütanten und einen alternden Romancier. Mit Geschick und viel Sinn für Humor zieht Staubyn die Fäden stets so, dass der Leser schöne Einblicke in die Mechanismen von literarischen Auswahlkriterien und Preisvergaben bekommen. Nach der Regel: Oft ist ein Buch nur so gut, wie es der Juror macht. Am Ende des Buches steht eine kleine Überraschung. Leichtfüßige Lektüre. Allen Beständen empfohlen. (Übers.: Nikolaus Hansen)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Der beste Roman des Jahres
Edward St. Aubyn
Piper (2014)
252 S.
fest geb.