Muttermilch
Eine englische Familie verbringt seit Jahren ihren Sommerurlaub im Haus der Großmutter in Südfrankreich. Man trifft sich dort mit Freunden und weiteren Verwandten zu entspannten Tagen am Meer. Doch im Verlauf der Zeit beginnt sich alles immer mehr zu trüben. Die alte Dame ist inzwischen pflegebedürftig und hat, entgegen dem Wunsch des Sohnes, ihr Haus zusammen mit wertvollen Kunstgegenständen einer Stiftung vermacht. Die ewig gleichen Rituale dieser Urlaube führen zu Langeweile, die Erbstreitereien zu ermüdenden Auseinandersetzungen mit der Mutter und die alltäglichen Frustrationen zu unterschwellig bis offen ausgetragenen Aggressionen. Das an sich schon labile Verhältnis der Ehepartner zueinander zerbricht vollends, als Julia auftaucht, eine frühere Freundin des Mannes. Geplagt von einer veritablen Lebenskrise erliegt der Mann umgehend deren Reizen. Auch wenn seiner Frau der Ehebruch nicht verborgen bleiben konnte, blendet sie den Vorfall vollkommen aus. So wird ihre Ehe zur Farce und scheint für ihn nur noch mit Alkohol und für sie durch die totale Fixierung auf die Kinder erträglich zu sein. - Ein Roman, der oftmals aus dem Blickwinkel eines der Kinder in Familienabgründe schauen lässt und zudem einen lebenslangen, nicht immer gelingenden Abnabelungsprozess von der Mutter thematisiert. Für alle Bestände geeignet. (Übers.: Dirk van Gunsteren)
Josef Schnurrer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Muttermilch
Edward St Aubyn
DuMont (2009)
316 S.
fest geb.