Unsere unendlichen Tage

Peggy ist 8 Jahre alt, als sie von ihrem Vater Ende der 1970er Jahre von London in die Wildnis des Bayerischen Waldes entführt wird. Als überzeugter Aussteiger glaubt Peggys Vater, nur fern der Zivilisation ein freies, glückliches Leben führen Unsere unendlichen Tage zu können. Seiner kleinen Tochter erzählt er, dass die übrige Welt untergegangen sei und nur sie beide in dem kleinen Tal überlebt hätten. Neun Jahre halten sie sich mit einfachster Landwirtschaft und ein bisschen Jagd und Fischfang über Wasser, bis Mangelernährung und Einsamkeit den Vater in den Wahnsinn treiben und er gegenüber Peggy immer gewalttätiger wird. Peggy flüchtet sich daraufhin selbst in eine Fantasie und erfindet einen jungen Mann, der sie vor ihrem Vater beschützen soll. Als der Vater in seiner Verzweiflung ihr Leben beenden will, gelingt Peggy zu einem fürchterlichen Preis die Flucht. - Das packende Aussteiger-Drama ist eigentlich das Erstlingswerk der Autorin (zul. "Bittere Orangen", BP/mp 19/145), das erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde. Eindrucksvoll erlebt der Leser die Geschichte aus Peggys Sicht und bewundert die wilde, gefährliche Anmut der unberührten Natur, in der das heranwachsende Kind sich spielerisch zurechtfindet. Gleichzeitig spürt man die immer größer werdende Bedrohung, durch das einzige wirkliche Raubtier vor Ort, dem sie hilflos ausgesetzt ist: der Mensch, der Peggy eigentlich beschützen sollte. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt.

Stefanie Simon

Stefanie Simon

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Unsere unendlichen Tage

Unsere unendlichen Tage

Claire Fuller ; aus dem Englischen von Susanne Höbel
Piper (2021)

317 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 982122
ISBN 978-3-492-05828-5
9783492058285
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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