Tschudi

Hugo von Tschudi wird 1896 der neue Direktor der Berliner Nationalgalerie. Er ist begeistert vom gerade erst aufblühenden französischen Impressionismus und stellt als Erster Werke von Paul Cézanne, Manet, Monet, Renoir und Rodin aus. Doch er stößt Tschudi dabei auf heftigen Widerstand, sowohl der Nationalisten als auch von Kaiser Wilhelm II. Sie wollen einzig die Klassische Malerei vertreten wissen. Wilhelm, mit einem verkürzten Arm, fühlt sich als Monarch überfordert. Sein Hass auf Tschudi wächst, da er ihm trotz Wolfskrankheit - eine Autoimmunkrankheit, die u.a. die Haut entstellt - mit seinem ruhigen Intellekt stets als Glanzfigur erscheint. Tschudi begegnet allen Intrigen und Machtkämpfen scheinbar mit Gelassenheit. Der Mann, groß gewachsen, mit einem durchdringenden Blick, unübersehbar in der Gesellschaft, dessen Gesicht allerdings von der Wolfskrankheit immer mehr zerfressen wird, ist verzweifelt, denn er weiß, dass er an ihr sterben wird. - Der Roman beruht auf der Biografie eines bedeutenden deutschen Kunsthistorikers und beschreibt das Erwachen einer modernen Kunst in der Berliner Gesellschaft Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Leser/-innen begegnen vielen berühmten Persönlichkeiten wie Max Liebermann, Menzel, Cosima Wagner oder Anton von Werner. Miriam Kühsel-Hussaini schreibt begeistert, bildstark, emotional, informierend. Ein Werk, nicht nur für Kunstinteressierte unterhaltend und fesselnd. Gerne empfohlen.

Nicole Lorrig

Nicole Lorrig

rezensiert für den Borromäusverein.

Tschudi

Tschudi

Mariam Kühsel-Hussaini
Rowohlt (2020)

319 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 600694
ISBN 978-3-498-00137-7
9783498001377
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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