EMIL
Mit einem Stipendium der Humboldtstiftung kommt der rumänische Philosophiestudent Emil Cioran (1911 - 1995) im November 1933 nach Berlin. Schnell findet er Anschluss an einen Kreis nationalsozialistischer Studenten, die sich mit brutalen Überfällen auf jüdische Mitmenschen hervortun. Emil ist ein Suchender, der zwischen Frauenhass und Liebe schwankt. Seine Todessehnsucht tritt in der elektrisierenden Atmosphäre Berlins in den Hintergrund. Parallel dazu erzählt Kühsel-Hussaini aus dem Leben von Rudolf Diels. Der erste Chef der Gestapo ist ein Vertrauter Adolf Hitlers. Die rohe Brutalität der Folterungen durch die SA ist ihm ein Dorn im Auge. Er veranlasst die Schließung von Lagern und die Freilassung von Gefangenen. Die Verantwortlichen möchte er vor Gericht stellen. Doch damit macht er sich mächtige Feinde. Auf dem Obersalzberg erhält er einen Mordbefehl, dem er sich kaum entziehen kann. Mit der Zunahme des Terrors gegen Andersdenkende gerät die Welt der beiden Protagonisten aus den Fugen. Kühsel-Hussaini hat nach ihrem letzten Roman „Tschudi“ (BP/mp 20/700) über Hugo von Tschudi, den Leiter der Berliner Nationalgalerie, erneut historische Figuren gewählt. Das Buch schwankt zwischen dem Machtkampf, in dem Diels sich befindet, und den philosophischen Gedanken Ciorans. Für ein intellektuelles Lesepublikum.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
EMIL
Mariam Kühsel-Hussaini
Klett-Cotta (2022)
319 Seiten
fest geb.