Die Macht der Worte

Wer den ersten Band der „Buchhändlerin“-Reihe gern gelesen hat (BP/mp 21/731), wird mit großem Interesse auch diesen Roman ausleihen wollen, in dem geschildert wird, wie es mit Christa, ihren Träumen und Lieben weitergeht. Die Geschichte spannt Die Macht der Worte sich über die Jahre von 1951 bis 1968, eine in jeder Hinsicht an Entwicklungen reiche Zeit. Christa möchte endlich ihre Doktorarbeit angehen, fühlt sich aber familiär noch zu stark eingebunden. Neben der Arbeit in ihrer Buchhandlung baut sie mit ihrem Ziehsohn Heinz ein Antiquariat auf. Obwohl ihre Liebe Jago gilt, einem aufstrebenden Autor, der mit der NS-Vergangenheit seines Vaters hadert, geht sie eine Vernunftehe ein, bekommt ein Kind und findet sich plötzlich als eine von ihrem Mann abhängige Ehe- und Hausfrau wieder. All ihre Träume scheinen zerplatzt, aber sie schafft es, sich aus dem vorherrschenden Rollengefüge zu lösen. Sie lässt sich scheiden und findet endlich zu Jago, mit dem sie dann die auch literarisch spannenden 60er Jahre erlebt. Vor allem die studentischen Unruhen und die erstarkende Frauenbewegung fordern sie sehr, denn so ganz hat sie sich von dem traditionellen Frauenbild noch nicht lösen können. Es ist genau diese Zerrissenheit, die Christas nicht immer nachvollziehbares Handeln und ihre Ansichten bestimmen. Ines Thorn ist wieder einmal ein zeitgeschichtlich interessanter und gut lesbarer Roman gelungen, in den man auch ohne Kenntnis des Vorgängers leicht hineinfindet und der sicher vielen Leser/-innen gefallen wird.

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

Die Macht der Worte

Die Macht der Worte

Ines Thorn
Rowohlt Polaris (2022)

Die Buchhändlerin
348 Seiten
kt.

MedienNr.: 609601
ISBN 978-3-499-00814-6
9783499008146
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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