Erinnerungen eines Mädchens

Die Autorin blickt zurück in ihre Jugend und erzählt vom Sommer 1958: Die achtzehnjährige Annie verlässt das erste Mal ihr Elternhaus, um in einem Feriencamp als Betreuerin zu arbeiten. Sie genießt die Freiheit, findet schnell Anschluss und lässt Erinnerungen eines Mädchens keine Party aus. Bei einer Feier lernt sie den älteren H. kennen und verbringt mit ihm eine Nacht. Doch statt einer romantischen Liebesnacht ist H. nur auf schnellen Sex und sein eigenes Vergnügen aus. Am nächsten Tag will er von Annie nichts mehr wissen. Trotz dieses Schocks verliebt sie sich in ihn, klopft nachts an seine Tür - die er aber nicht öffnet. Als Annie verzweifelt eine Nacht mit einem anderen Mann verbringt, hat sie ihren Ruf weg: Sie ist die Nutte, die von allen verachtet wird. 55 Jahre später will sich die Autorin von dieser Scham lösen. - Frankreichs Bestsellerautorin Annie Ernaux versucht, sich in ihr Sein als junge Frau zurückzuversetzen. Sie liest alte Briefe, betrachtet alte Fotos, wühlt in Erinnerungen. Schließlich gelingt es ihr, sich der Erinnerung der Scham zu stellen. Die Zeit im Ferienlager, dem Missbrauch durch den älteren Kollegen, die schlimmen Jahre danach und die Befreiung von der jahrzehntelangen Scham. Intensiv, mitreißend, leidvoll, einzigartig. Absolut empfehlenswert.

Tanja Bergold

Tanja Bergold

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Erinnerungen eines Mädchens

Erinnerungen eines Mädchens

Annie Ernaux
Suhrkamp (2018)

163 S.
fest geb.

MedienNr.: 595751
ISBN 978-3-518-42792-7
9783518427927
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi
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