Was wir Frauen wollen
Bereits in der Kindheit in den 40er Jahren in Chile empfindet das Mädchen Isabel die Ungleichheit der Geschlechter, den ausgeprägten, selbstverständlichen Machismo und die damit verbundene Verteilung der Lasten auf die Schultern der Frauen und Mütter
als Ungerechtigkeit. Ihre eigene Mutter wird mit drei kleinen Kindern sitzengelassen, ohne Ausbildung in den Schoß der Familie zurückgezwungen und auch mit einem neuen Partner nie wirklich frei, ihre Wünsche und Träume zu verwirklichen. Im Frühjahr 2020, im Corona-Rückzug, weit über 70, blickt Isabel Allende auf ihr Leben zurück, erinnert sich an einzelne Episoden, erzählt von Groß- und Stiefvater, der Mutter, ihrem Einfluss auf das heranwachsende Kind, von der eigenen Rebellion gegen die traditionelle Frauenrolle, in der sie dennoch verhaftet ist, als junge Ehefrau und Mutter. Die Mitarbeit bei einer neuen "frauenbewegten Frauenzeitschrift" 1967 ändert alles und stellt den Beginn ihrer Karriere als selbstbewusste und selbstbestimmte Frau und Schriftstellerin dar. Allende plaudert in vielen kurz(weilig)en Anekdoten über ihr Leben, ihre Männer, stellt aber gleichermaßen kritisch ihre Sicht dar auf die Dominanz der Männer und beschreibt, wie eine frauenbetonte Veränderung der Welt "wie eine Fackel" von den Großmüttern über die Mütter auf die Enkelinnen weitergegeben werden muss, rebellisch, aber friedfertig und mit dem Herzen. Gut lesbar, breit einsetzbar.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Was wir Frauen wollen
Isabel Allende ; aus dem Spanischen von Svenja Becker
Suhrkamp Verlag (2021)
184 Seiten
fest geb.