Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Nach ihrer Scheidung verlässt Rosalie Gräfenberg in den 20er Jahren Berlin, um von Paris aus als unabhängige Journalistin für deutsche Zeitungen zu schreiben, vor allem für den Ullstein Verlag, dem damals wohl größten deutschen Verlagsimperium. Bei einem Besuch in Berlin lernt sie Franz Ullstein kennen, den Generaldirektor des Ullstein Verlages, der sich prompt in die kluge, schöne und lebenslustige Frau verliebt und ihr trotz des großen Altersunterschiedes einen Heiratsantrag macht. Rosalie, enttäuscht von einer unerfüllten Liebe, fühlt sich bei Franz wohl und nimmt seinen Antrag an. Sehr schnell merkt sie, dass die gesamte Familie Ullstein diese Heirat unbedingt verhindern will aus Angst vor Machtverlust. Sie zetteln eine infame Intrige an, behaupten, sie sei eine französische Spionin, entheben deshalb auch Franz seines Postens. Nur durch einen Prozess wegen Rufmords kann Rosalie diese Intrige beenden, doch Franz ist so zermürbt von diesem Macht- und Familienstreit, dass er Rosalie um die Trennung bittet. - Die Autorin vermischt in diesem unterhaltsamen Roman reale Verlagsgeschichte, in der auch Vicki Baum als Verlagsredakteurin auftritt, mit der fiktiven Liebesgeschichte des aus dem Arbeitermilieu stammenden Tippfräuleins Lilli, und lässt auch die zunehmende Bedrohung der jüdischen Familie durch die Nationalsozialisten nicht aus. Als unterhaltsame Zeitgeschichte gern empfohlen.
Gudrun Eckl
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher
Beate Rygiert
Ullstein (2021)
484 Seiten
kt.