Und ich war da

Im Februar 1943 blickt August auf sein 24-jähriges Leben zurück und stellt fest, dass er dreimal dem Tod begegnet ist. Der zweite Roman des 1976 geborenen und in Bamberg lebenden Autors lässt sich so in drei Teile teilen: am Anfang die mutterlose Und ich war da Kindheit auf dem Bauernhof, geprägt durch harte Arbeit und die Brutalität des Vaters. Der unpolitische, naive August sieht die Zeit in der Hitlerjugend als Abwechslung hierzu. Er beobachtet gerne Vögel und die Natur. Als er durch den aus Akademikerkreisen stammenden Paul die Möglichkeit bekommt, diesem Leben zu entfliehen, bleibt er Zuhause und lebt sein Leben als Mitläufer weiter. Auch als er ein Geschwisterpaar aus dem kommunistischen Widerstand kennenlernt, gelingt es ihm nicht, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Der zweite Teil des Romans berichtet in nacherzählten Traumsequenzen von den brutalen Erlebnissen Augusts im Krieg. Mehrmals hat er sich schuldig gemacht, ohne sich gegen das Böse zu stellen. Noch vor Kriegsende kehrt er im dritten Teil als Kriegsversehrter an den elterlichen Hof zurück. Als Gehilfe des Henkers ist er an der Tötung der Geschwister Scholl beteiligt. Wieder hätte er sich weigern können, ist aber dem Weg des geringsten Widerstandes gefolgt. Mit den Protokollen der Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl erhält die fiktive Geschichte eines Mitläufers einen faktischen Bezug, der nicht nötig gewesen wäre, um die Geschichte zu verdeutlichen. Sie ist geprägt von einer sanften Sprache, die die Intensität des Grauens verstärkt. Ein Buch aus der Kriegsenkelgeneration, das den Leser nachdenklich zurücklässt.

Barbara Dorn

Barbara Dorn

rezensiert für den Borromäusverein.

Und ich war da

Und ich war da

Martin Beyer
Ullstein (2019)

185 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 927541
ISBN 978-3-550-20039-7
9783550200397
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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