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Der Roman von Pierre Lemaitre beginnt in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs, einhämmernd mit einem völlig überflüssigen Sturmangriff französischer Soldaten auf deutsche Stellungen, zehn Tage vor Kriegsende. Der Soldat Albert wird in einem Granattrichter verschüttet, sein schwer verwundeter Kamerad Édouard rettet ihn, dafür bekommt er von Albert eine neue Identität. Die ungleichen Freunde begründen unter dem Namen "Das patriotische Andenken" ein illegales Geschäft mit Kriegsdenkmälern. Die dritte Figur im Romangeschehen ist der rücksichtslose Leutnant Pradelle, ein Kriegsgewinnler, der in der Nachkriegszeit von der Umbettung von Kriegsgräbern profitiert. Lemaitre entwirft ein gnadenloses Bild von der moralischen und sozialen Zerrüttung nach dem Weltkrieg, er schildert Ruhmsucht und Profitgier in Flaubertscher Unbeteiligtheit und übt Kritik an falschem Heldentum - frei nach Brecht: "Glücklich das Land, das keine Helden nötig hat". Lesenswert. (Übers.: Antje Peter)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
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Pierre Lemaitre
Klett-Cotta (2014)
521 S.
fest geb.