Stillleben mit Totenkopf
Hans Christoph Buch gehört zu den vielseitigsten Personen der deutschen Literaturszene: Romanautor, Essayist, Reporter, Kriegsberichterstatter. Sein neuester Roman ist eine Autobiografie, in der er nicht nur seine eigene, sondern damit gleichsam ganz allgemein die deutsche Nachkriegsgeschichte als Augen- und Zeitzeuge Revue passieren lässt. Er erzählt von seiner Kindheit im zerbombten Deutschland und von der deutschen Vergangenheitsbewältigung ebenso wie von seiner Begegnung noch als Schüler mit der berühmten Schriftsteller-Gruppe 47. Er nimmt den Leser literarisch mit zu Begegnungen mit Philosophen wie Herbert Marcuse, Filmemachern wie Harun Farocki, weltberühmten Schriftstellern wie dem Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky, Susan Sontag oder Heiner Müller. Buch erzählt von seiner brandgefährlichen Tätigkeit als Kriegsberichterstatter an allen möglichen Krisenherden der Erde. Schreibt von seiner Begegnung mit Aktivisten des American Indian Movement und schildert seine Begegnung mit dem haitianischen Präsidenten Aristide. Buchs Roman ist individuell und subjektiv wie allgemeingültig und wird so zu einem Stück literarischer Zeitgeschichte. Und das auf ebenso spannende wie informative Art, denn Buch ist ein blendender Erzähler, pointiert, humorvoll, belesen, lebenserfahren, dabei aber bar jeder Arroganz oder Selbstgefälligkeit, ein Autor, der seine Leser schon nach wenigen Zeilen zu fesseln weiß. Ein schöner, interessanter autobiografischer Roman, den man gelesen haben sollte. Für alle Bestände sehr zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Stillleben mit Totenkopf
Hans Christoph Buch
Frankfurter Verl.-Anst. (2018)
248 S.
fest geb.