Der Flug um die Lampe
Hans Christoph Buch ist der große Reisende unter den deutschen Autoren. Er hat mehrere Bücher über Haiti geschrieben, wo sein Großvater sich als Apotheker ansiedelte, er war in China, er hat Krisengebiete in Afghanistan und Afrika besucht. Die Rolle des Reporters hat er nicht als bloßer Kriegsberichterstatter, sondern immer auch als Erzähler wahrgenommen, für den Fiktion und Information sich nicht ausschließen. „Der Flug um die Lampe“ ist zum 80. Geburtstag des Autors erschienen und lässt sich als heitere Bilanz dieses Schreibens aus zeitlicher Nähe in geografischer Ferne auffassen. Und als ironischer Protest gegen Altersdiskriminierung im Literaturbetrieb. Buch fühlt sich offenbar nicht mehr ernstgenommen, bei einer Podiumsdiskussion wurde er Opfer einer postkolonialistischen Cancel Culture. Dagegen setzt er ein Zeichen. In den zwölf Geschichten des Bandes lässt er sein „Ich als ein Anderer“ auftreten und in berühmte oder auch berüchtigte Rollen schlüpfen: die von Nick Knatterton und die von Casanova, die von Kaiser Maximilian von Mexiko und die von Elvis Presley, er leiht sich einen Jaguar von Max Frisch und rühmt sich als real-life model von James Bond. Das ist gut gemacht und liest sich gefällig, wenn auch manchmal die Fantasie allzu sehr ins Kraut schießt. Besonders lesenswert ist das kleine autobiografische Schlusskapitel „Jeder Greis ist eine Bibliothek“.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Flug um die Lampe
Hans Christoph Buch
Frankfurter Verlagsanstalt (2024)
190 Seiten
fest geb.