Der letzte Ort

Der in Ostberlin geborene kurdisch-deutsche Autor breitet einen Kosmos von Leben und Sterben, Zuversicht und Verlassenheit aus. Albert reist in ein fernes Land, vor dem ihn alle gewarnt haben. Von dort aus begibt er sich in den Irak, um dort für die Der letzte Ort Altertumsbehörde an der gefährlichen Aufarbeitung organisierter Museumsdiebstähle zu arbeiten. Prompt wird er zusammen mit seinem Dolmetscher Osama Opfer einer Entführung, wird in einen Verschlag gesperrt, in dem er sich allmählich einrichtet. In den Tagesablauf eingestreut lässt der Autor Albert von seiner Schwester Mila und seiner Familie in der ehemaligen DDR erzählen. Die Entführergruppe reicht Albert an eine andere weiter, diese an die nächste usw. und immer tiefer in die Wüste hinein und von der Zivilisation weg, in von Zerstörung und Entvölkerung geprägte Landstriche. Albert und Osama gelingt es zu fliehen. Doch bald schon werden sie wieder geschnappt. Mit der Hinrichtung und dem bevorstehenden Tod konfrontiert, erleben beide Grenzerfahrungen der besonderen Art. Dem Nichts ausgeliefert stehen sie zwischen Freundschaft, Vertrauen, Verrat und Fatalismus. Und wie endet der Roman? Er hört auf - es gibt keine Lösung, schon gar keine positive, glückliche. Nebenbei erfährt der Leser einiges über Hintergründe der schwierigen Situation geplünderter Museen, Raub und Hehlerei skrupelloser Banden, die mit den geraubten Altertümern schwungvollen Handel betreiben und die verzweifelte ausweglose Lage der Menschen in den Krisenregionen der arabischen Halbinsel. Angesichts der Entwicklung im Sommer 2014 ein beklemmend aktuelles Buch. Große Literatur, der man viele Leser wünscht. Für alle Büchereien sehr empfohlen.

Wilfried Funke

Wilfried Funke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der letzte Ort

Der letzte Ort

Sherko Fatah
Luchterhand (2014)

283 S.
fest geb.

MedienNr.: 408171
ISBN 978-3-630-87417-3
9783630874173
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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