Die Djurkovic und ihr Metzger
Der eigentlich gemütliche, nicht mehr ganz junge und ziemlich übergewichtige Willibald Metzger schlittert wieder einmal in einen Kriminalfall der besonderen Art. Diesmal geht es um seine Partnerin Danjela Djurkovic, die er heiraten möchte. Die Hochzeitsfeier gestaltet sich alles andere als gewöhnlich. Sie gipfelt darin, dass Danjela urplötzlich zu dubiosen Männern in ein vorfahrendes Auto steigt und spurlos verschwindet. Der untröstliche, im Alkohol fast versinkende Metzger und sein bester Freund, der polnische Hausmeister Peter Wolnar, versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei mischen sie auf völlig unfreiwillige Weise verdeckte Ermittler und die österreichische Schickeria ganz schön auf! - Thomas Raab, der für seinen Sprachwitz und seine bissige Gesellschaftskritik bekannt ist, versucht in diesen Roman ziemlich viel: Einerseits kann man ihn als eine schräge, einigermaßen abgefahrene, fast schon klamaukige Krimikomödie verstehen, die andererseits aber einen wirklich ernsten Hintergrund hat: das Schicksal albanischer Frauen, die sich von ihren Clans und den vorherrschenden, zum großen Teil auch mafiösen Strukturen lösen wollen. In so einigen zeitlichen Sprüngen wird Danjelas Schicksal geschildert, die nach Europa geflohen ist, dem langen Arm ihres Clans und des organisierten Verbrechens jedoch nicht dauerhaft entkommen kann. Auch die eingefügten Kindheitserinnerungen Willibalds zeugen von viel Traurigkeit. Für mich waren dies beim Lesen die besten Momente. Zwar musste ich zuweilen auch schmunzeln, fand aber die Handlung insgesamt in ihrer Absurdität recht anstrengend. Den Metzger-Fans in den Büchereien trotzdem empfohlen.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Djurkovic und ihr Metzger
Thomas Raab
Haymonverlag (2020)
263 Seiten
fest geb.