Wer schnappt Ronaldo?
Ich-Erzählerin Nivin ist fast 12 und lebt mit ihrer Großfamilie in Berlin. Ihr ist es zu voll zuhause. Verständlich, wenn sich acht Menschen in eine kleine Zweiraumwohnung quetschen müssen. Alles, was Nivin will und braucht, ist Ruhe und ein eigenes
Zimmer. Zufällig verschlägt es sie in eine Kleingartenanlage, in der nicht nur die Sommerhitze erträglich ist, sondern auch aussichtsreiche 5000 Euro Finderlohn winken. Das Chamäleon Rudolf wurde gestohlen und für die Wahrsagerin Mona ist es ein herber Verlust. Die Belohnung weckt unterschiedliche Begehrlichkeiten bei den Garten-Kids, bei den Kindern aus der Weißen Siedlung und auch bei Bonzen-Kind Linus. Mit detektivischem Spürsinn und Tatkraft kämpft sich Nivin entschlossen durch das Gartenparadies und entdeckt, dass die Menschen viel netter sind als sie anfänglich geglaubt hat. Das Chamäleon wird gefunden und auch wenn der Finderlohn nun dreigeteilt werden muss, gibt es für Nivin die ersehnte Ruhe. – Amüsante Krimigeschichte mit einem originellen Figurenensemble, das so feinsinnig ausgelotet ist, dass die Bilder im Kopf den Film abspielen. Hier trifft Fiktion und Realität glaubhaft aufeinander, Der Autor gibt seinen Figuren eine authentische Sprache und erschafft den besonderen Sound der Berliner Kids mit Situationskomik und Spannung. Das gelingt ihm, weil er wirklich als Schulsozialarbeiter mittendrin ist – und das merkt man seiner Geschichte an. Er erzählt uns, wie sich zwischen Gartenparadies, Sonnenallee und Weißer Siedlung das pralle Leben im Jetzt abspielt. Jedes Kapitel wird mit einer Chamäleon-Vignette eingeleitet, Schwarz-Weiß- Zeichnungen lockern die Seiten auf und geben den Blick auf Situationen frei. – Großartige Kinderliteratur!
Manuela Hantschel
rezensiert für den Borromäusverein.

Wer schnappt Ronaldo?
Benjamin Tienti ; mit Illustrationen von Bea Davies
Dressler Verlag (2024)
173 Seiten : Illustrationen
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 10