Die Toten ruhen nicht
Aushubarbeiten fördern eine Keksdose mit zwei skelettierten Händen, von einem Mann und einer Frau, zu Tage. Kann man nach 60 Jahren so einen Mordfall noch aufklären? In jener Zeit war der Fundort ein Spielplatz für eine Gruppe von Kindern, unbehelligt von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs, in dem vieles unaufgeklärt passieren konnte. Die ehemaligen Spielgefährten - mittlerweile alle über 70 Jahre - kommen durch die polizeilichen Ermittlungen wieder zusammen, teilweise hatten sie sich gänzlich aus den Augen verloren. Alan war eines dieser Kinder und begegnet Daphne wieder, die ihn als Jugendlichen fasziniert hat. Ihre Ausstrahlung wirkt auch jetzt wieder so stark, dass Alan seine Frau und sein langweiliges Leben hinter sich lässt und zu Daphne zieht. Die Untersuchungen bringen Stück für Stück Licht in diesen Doppelmord und das Leben der Beteiligten verändert sich in diesem halben Jahr durch Krankheit und Tod, Hass und Liebe. Neben dem Krimiplot werden die Gedanken und Empfindungen alter Leute geschildert, z. B. das Gefühl, vertraute Dinge zu verlieren: Warum nimmt man jetzt Kilogramm statt Pfund oder warum braucht man ein Mobiltelefon? So zeichnet die Autorin (1930 – 2015) wohl ein Bild ihrer eigenen Generation als Kinder und in der heutigen Zeit. Sehr spannend.
Ruth Titz-Weider
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Toten ruhen nicht
Ruth Rendell ; Deutsch von Karin Dufner
blanvalet (2021)
350 Seiten
fest geb.