Frau auf bloßen Füßen

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Alltag der im Exil in Nyamata lebenden Tutsi-Familien. Die Matriarchin Stefania, Mutter der Autorin, beschützt ihre Kinder vor dem Terror, der sie unaufhörlich bedroht: den mordenden und plündernden Hutu-Soldaten. Frau auf bloßen Füßen Sie versucht, Traditionen zu bewahren und in Würde zu leben. Die Autorin zollt ihrer Mutter und den Frauen der Flüchtlingsdörfer, die die Kinder „umsorgt, beschützt, beraten und getröstet“ haben, Tribut. Sie erinnert sich an die Rituale, die ihre Kindheit prägten: an das Arrangieren von Hochzeiten, den Genuss von Sorghum-Bier, die Belohnung mit Brot und die Liebe der Frauen zur Pfeife. Von den Weißen wurden die Tutsi kategorisiert: “Schädel waren kaukasisch, unsere Profile semitisch, unsere Statur nilotisch”. Man erfährt viel von den Traditionen der Tutsi, sei es von der Bedeutung von Hirse für das Gemeinwohl und das Zusammenleben, oder von den Schönheitsidealen oder kulturellen Ritualen. Ihr christlicher Glaube vermischt sich häufig mit dem alten Glauben an die Naturgötter; Stefania betet zur Jungfrau Maria und zum Herrn der Geister, denn “es war besser, sich mit beiden gutzustellen”. Ein wichtiges und gut zu lesendes - weil sehr persönliches - Buch über das Leben der Tutsi in Ruanda bis zum Völkermord. Sehr empfohlen!

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Frau auf bloßen Füßen

Frau auf bloßen Füßen

Scholastique Mukasonga ; aus dem Französischen von Gudrun und Otto Honke
Peter Hammer Verlag (2022)

157 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 608930
ISBN 978-3-7795-0678-2
9783779506782
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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