Die Kinder sind Könige
Ausbeutung von Kindern im Netz, lautet die Anklage, der sich die Youtuberin Mélanie Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter Kimmy stellen muss. Angefangen hat alles mit "Big Brother", mit dem Traum, selbst so berühmt zu sein. Wenige Jahre später ist es Mélanie gelungen: Sie hat durch die Blogs, die ihre Kinder Sam und Kimmy in jeder Lebenssituation zeigen, unendliche viele Follower erreicht. Sie versteht nicht, dass Kimmy die "Liebe, die ihr aus dem Netz entgegenkommt", nicht mehr will. Als Kimmy verschwindet, übernimmt die Polizistin Clara den Fall. Ihre Protokolle und die Fallanalyse durchziehen das ganze Buch wie ein wissenschaftliches Netz. Die Autorin verfolgt mit ihrem ersten Kriminalroman ein brisantes aktuelles Thema. Obwohl der Roman keineswegs zum Sachbuch wird, sondern immer eine einfühlsame Erzählung bleibt, verdeutlicht er doch ungeheuer klar, was dauerndes Filmen und Streamen für die Entwicklung und Gesundheit der Kinder bedeutet. Das gipfelt im dritten Teil des Buches, der für das Jahr 2031 ein düsteres Szenario entstehen lässt. - Ein wichtiges Buch zu einem wichtigen Thema, dringende Empfehlung!
Susanne Körber
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Kinder sind Könige
Delphine de Vigan ; aus dem Französischen von Doris Heinemann
DuMont (2022)
317 Seiten
fest geb.