Tage ohne Hunger
Laure ist 19 Jahre alt und magersüchtig. Sie "wollte verschwinden. Unsichtbar werden." Ihr Körper kann nichts mehr fühlen "außer Angst und Kälte". Als die Krankheit lebensbedrohlich wird, geht sie in eine Klinik. "Die Kälte in ihr sagte ihr, dass sie zwischen Leben und Sterben wählen musste." Bei der Wahl für oder gegen das Leben hilft ihr vor allem ein Arzt. Er ist der Einzige, der hartnäckig um sie ringt, und er ist auch der erste Mensch, dem sich Laure öffnet und dem sie vertrauen kann. Ihm erzählt sie von ihrem Wunsch, ihre Eltern zu verletzen, ja zu zerstören. Von ihrer psychisch kranken Mutter und dem Vater, vor dem sie und die Schwester Angst haben. Von ihrer ersten großen Liebe Pierre, der sie getäuscht und verlassen hat, und von ihrer Schwester Louise, die sie allein gelassen hat, als sie in die Krankheit geflüchtet ist. Drei Monate Krankenhausleben werden geschildert, drei Monate, in denen Laure ihre Revolte aufgibt und sich in ihr allmählich Lebenswille und sogar der Wunsch nach Freude am Leben wieder einstellen. - Der bewegende, autobiografisch inspirierte Roman ist das Debüt der französischen Bestseller-Autorin, 2001 in Frankreich erschienen. Sie schildert mit großer Intensität eine junge Frau, die ihren seelischen Schmerz gegen sich selbst richtet. Vor allem am Thema Interessierten sehr empfohlen. (Übers.: Doris Heinemann)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Tage ohne Hunger
Delphine de Vigan
DuMont (2017)
168 S.
fest geb.